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Ökomythos „Bio“

Ökomythos „Bio“

UNI-PROJEKT "ÖKOMYTHEN"

Im Wintersemester 2018/19 haben Student*innen des Studiengangs Umweltsystemwissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz zusammen mit Sarah Reindl, der Mitgründerin von das Gramm und das Dekagramm, als Betreuerin diverse Ökomythen ausgearbeitet. Die Themen des Projekts erstrecken sich von Lebensmittelentsorgung in der Biotonne über verschiedene Stromarten und Elektromobilität bis hin zu Bio-Fleisch. Jeder Schwerpunkt wurde in einzelnen Blogeinträgen festgehalten und für unsere Website zur Verfügung gestellt. Am Ende gab es im Zuge der Lehrveranstaltung eine Abschlusspräsentation; die Ergebnisse des Projekts samt der dabei durchgeführten Umfragen dürfen wir hier ebenfalls präsentieren.

Zur besseren Übersicht wurden die Blogeinträge der Student*innen thematisch zusammengefasst; in diesem Artikel geht es um Lebensmittel in Bio-Qualität. Anmerkung: Aufgrund der Leserlichkeit wurden manchmal Sätze am Anfang oder Ende entfernt, die inhaltlich aber keine Relevanz aufweisen.

Was ist eigentlich Bio?

16. November 2018 von Paul Hofer

Was ist eigentlich Bio? Um dieser Frage etwas genauer auf den Grund zu gehen, entschied ich, mich bei einem Experten schlau zu machen. Also besuchte ich einen Bioladen und durfte dort einen Mitarbeiter interviewen. Aus der Unterhaltung ging vor allem hervor, dass Bio nicht gleich Bio ist. Beispielsweise sind die EU-Richtlinien für Bio-Produkte bei weitem nicht so streng wie beispielsweise die Standards bei Bio-Austria. Die strengsten Standards gelten übrigens bei Produkten der Marke Demeter. Bei der Frage, ob Bio-Fleisch generell besser sei als konventionell hergestelltes sei Vorsicht geboten, so der Experte. Würden zwei Bauern komplett ident wirtschaften, so ist das Bio-Fleisch ökologisch unbedenklicher als der Konkurrent. In der Praxis könnte es jedoch beispielsweise vorkommen, dass ein Biobauer seine Rinder zum Schlachten in ein anderes Land transportieren lässt und damit einen höheren CO2-Output aufweist als ein konventionell gehaltenes Rind welches am Hof geschlachtet wird. Da dies aber in der Praxis tendenziell genau umgekehrt ist, kann man sagen, dass auf die Gesamtheit gesehen Bio-Fleisch doch besser ist. Dies liege nicht zuletzt besonders daran, wie mit den Ausscheidungen der Tiere umgegangen wird. Bei konventioneller Tierhaltung wird hauptsächlich Kraftfutter eingesetzt, wodurch die Gülle als Dünger annähernd unbrauchbar wird. Bei Bio-Landwirtschaften hingegen werden fast ausschließlich Gräser, Heu oder Silofutter an die Tiere verfüttert. Die Gülle wird dann zu Mist kompostiert, dabei wird dann auch das Nitrat, welches sich ansonsten im Grundwasser ablagern könnte, abgebaut. Da dieser Schritt bei konventionellem Fleisch in der Regel wegfällt, lagert sich dort das Nitrat im Grundwasser ab und schadet so der Qualität des Wassers und dadurch nicht zuletzt der Gesundheit der Menschen die dort leben. Übrigens importieren deutsche Landwirte tonnenweise Gülle aus Ländern wie Holland und Dänemark, da das dortige ausbringen bereits verboten ist. Der Effekt: in Deutschland sind mittlerweile viel zu viele Böden und damit auch das Grundwasser mit Nitrat verseucht. Ein weiterer Unterschied zwischen konventionellen Lebensmitteln und Bio-Lebensmitteln ist der Einsatz von Gentechnik. Diese ist nämlich bei Bio verboten. Auf den ersten Blick mag das zwar mit Umweltschutz und Klimawandel wenig zu tun haben, bei genauerer Betrachtung kann jedoch einige Gefahren für Mensch und Umwelt erkennen. Da bei der Gentechnik die Gene teilweise grob verändert werden, können wir die Konsequenzen eigentlich nicht einschätzen. Eine potentielle Gefahr könnte beispielsweise eine neue Pflanze sein, welche so widerstandsfähig ist, dass sie sich großflächig ausbreitet und dabei andere Pflanzen verdrängt. Das Gespräch hat mir von neuem gezeigt, dass hinter echtem Bio sehr viel mehr steckt als mir zuvor bewusst war. Aus diesem Grund sollte man bei der Auswahl der Produkte unbedingt auf die Siegel achten, um auch wirklich Bio-Top-Qualität zu erhalten. Wie erwähnt steht Demeter hier für das beste Bio, während die EU-Bio-Produkte teilweise eher faule Kompromisse sind. Die Bio-Produkte aus dem Supermarkt stehen also nicht zwangsläufig für wirkliche Bio-Qualität wie man sich das vorstellen würde, sondern stellen mehr oder minder Marketing-Gags dar. Ich finde das sowohl traurig als auch ärgerlich, immerhin wird man hier als Konsument hinters Licht geführt. Aber zum Glück gibt es ja noch kleinere Läden, bei denen es auch um andere Werte als um Geld geht. Wer also hier im Gramm, oder bei kleinen Bioläden einkauft kann viel eher davon ausgehen, dort ordentliche Bio-Qualität zu erhalten. Zudem ist es eine tolle Gelegenheit ein wirklich nachhaltiges Gewerbe zu unterstützen 🙂

Quelle Bild:
Unsplash, Bethany Szentesi